Dorfgeschichte der Ortschaft
Die Seiten zur Dorfgeschichte, der Geschichtsdaten, der Kapelle und des Schwedensteins sind mit freundlicher Unterstützung von Friedrich Meier, An der Steinkuhle 7, 30989 Gehrden - Northen entstanden
Die älteste urkundliche Erwähnung von Northen© Stadt Gehrden
(StArch Münster Msc. VII Nr. 2605, S. 44). Register des Domkapitels Minden um 1260.Übersetzung Annette von Boetticher, Hannover 1993. Das Kloster in "Benzingehusen" gibt jährlich 14 Schilling als Getreideabgabe: 2 Schilling für Roggen, 4 für Weizen, 4 für Gerste, 4 für Hafer. Das Haus "Golkessen" bei "Golteren" zahlt 30 große Malter Weizen, ein fettes Schwein und 5 Schilling. Das Haus in "Lurden" zahlt 1 Schilling für Weizen, 1 Schilling für Roggen, 1 Schilling für Hafer, 2 Schweine und 5 Dutzend Eier. (Quelle: Hans-Erich Wilhelm, Lenthe 1994)
Der eine Hof in " Northen " zahlt 6 Schweine, die dritte Garbe und 5 Dutzend Eier.
Northen, eine Kurzfassung - März 2009
Northen zählt zu den alten Siedlungen des Calenberger Landes. Die günstige Lage für die Landwirtschaft der Frühzeit und der alte Ortsname "Northem" oder "Nordhusen" sprechen für eine Ansiedlung spätestens in der sächsichen (um 500 n. Chr.) oder der fränkischen (um 800 n. Chr.) Siedlungsperiode. Nach Einführung des Christentums in der Frankenzeit wurde die Mutterkirche in Ronnenberg bis zur Umpfarrung nach Lenthe (1892) religiöser Bezugspunkt und Ort der Gottesdienste, der Taufen, der Trauungen, der Konfirmationen und der Begräbnisse für die Menschen des Dorfes. Das Bistum Minden und das Kanonissenstift Wunstorf waren seit der Frühzeit des Dorfes Eigentümer der Bauernstellen sowie der Feld- und der Waldmark in Northen. Das Bistum verlehnte seinen Besitz an calenbergische Ritterfamilien, die wiederum Höfe und Land gegen Hof- und Grundzinsen sowie Hand- und Spanndienste an Bauern vergaben. Für den Unterhalt der Kirchen und der Geistlichkeit erhielt das Bistum das Zehntrecht. Die Bauern mussten den zehnten Teil ihrer Getreideernte und ihrer Vieh-Aufzucht abgeben. Dieses Recht übertrug die Kirche später oft an Kloster, Stifter oder den Adel, in Northen seit Jahrhunderten zum überwiegenden Teil an die Freiherrn Knigge zu Bredenbeck.
Im ersten Jahrtausend nach der Zeitwende hatten ländliche Siedlungen meist nur drei bis sieben Hofstellen. Die Höfe und die Feldmark der alten Siedlungsstätte Northen lagen wie eine Insel in dem Waldland zwischen dem Benther Berg und dem "Großen Holz". Von ihren Nachbardörfern Lenthe und Everloh waren sie wahrscheinlich durch Waldstreifen getrennt. Um das Jahr 1260 erwähnt ein Register des Domkapitels in Minden erstmals den Ortsnamen und einen der Northener Höfe ( siehe Urkunde oben ). Dieser ersten Nachricht, deren Ortsbezug unter Historikern allerdings umstritten ist, folgen vom Beginn bis zum Ende des 14. Jahrhunderts mehrere eindeutige Eintragungen in Registern und Urkunden. In Lehnregistern der Mindener Bischöfe, in einem Güterverzeichnis des Stiftes Wunstorf und in einer aus dem Kloster Marienwerder überlieferten Nachricht sind Hofstellen und deren ritterliche Gutsherren, darunter die Adelsfamilie von Lenthe, aufgeführt. Die Siedlung war zu dieser Zeit bereits zu einem kleinen Dorf herangewachsen. Neben den alten Meierhöfen mit größerem Ackerbesitz gab es als Nachsiedler Kötner mit einem Hausgrundstück. Die Feldmark und das Weideland waren durch Waldrodungen schon weit in das "Große Holz" ausgedehnt. Die verbliebenen Waldflächen waren für eine Rodung ungeeignet oder zur Sicherung des Bedarfs an Bau- und Brennholz geschützt. Die neuen Siedler erhielten deshalb wenig oder überhaupt kein Ackerland. Sie betrieben meist ein Landhandwerk oder arbeiteten als Tagelöhner. Umfangreiche Rodungen, die das gegenwärtige Landschaftsbild formten, fanden erst nach dem Jahr 1780 und um das Jahr 1850 statt.
Nach wenigen Urkunden aus der Zwischenzeit gibt es seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in den Archiven der welfischen Landesherren viel Schriftgut zu Höfen, Häusern und Familien des Dorfes. Zu Beginn dieses Zeitabschnittes (1558) hatte das Dorf 18 Haus- und Hofstellen. Während der sieben Jahrzehnte bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieg (1618) wuchs deren Zahl auf 30. Ebenso entstand damals aus einem Bauernhof das Rittergut der Adelsfamilie von Hahnensee, das nach mehreren Besitzerwechseln 1877 aufgelöst wurde. Die Kapelle des Dorfes wird 1542/44 und 1588 urkundlich erwähnt. (Siehe Northener Fachwerkkapelle)
Nach Verwüstungen in dreißig Kriegsjahren erholte sich das Dorf nur langsam. Im Jahre 1689 hatte es 161 Einwohner, darunter die Familie des Dorflehrers. Das 1750 erstmals erstellte Brandregister weist bis 1808 neben dem Rittergut, der Schule und der Kapelle 28 Hof- und Hausstellen aus. Im Jahre 1828 baute die Gemeinde neben der Kapelle in Fachwerkbauweise ein neues Schulhaus, das noch heute als privates Wohnhaus genutzt wird. Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren die Zeit der Bauernreformen. Die Ablösung der Guts- und der Zehntherrschaft, die Umgestaltung der Acker-, Weide- und Waldflächen zu großflächigen Ackerkoppeln mit einem Wege- und Grabensystem ( Gemeinheitsteilung und Verkopplung ) schufen günstige Grundlagen für eine fortschrittliche Landwirtschaft. Durch Aufteilung von Hofstellen und durch Neubauten entstanden im Laufe des Jahrhunderts 22 neue Hausgrundstücke. Die Einwohnerzahl stieg zwischen 1818 und 1905 von 232 auf 344.
Das 20. Jahrhundert brachte mit dem Ersten Weltkrieg und der anschließenden Wirtschaftskrise Hemmnisse für das Gemeindeleben. Nach einem Rückgang bis 1925 auf 314 gab es erst 1939 wieder 364 Dorfbewohner. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen bewirkten zu Einwohnerschaft und Siedlungsbild den größten Strukturwandel der Dorfgeschichte. In den letzten Kriegs- und den ersten Nachkriegsjahren zogen Ausgebombte, Flüchtlinge und Vertriebene ins Dorf. 1950 lebten hier 685 Menschen in großer Wohnungsnot. Um Wohnraum zu schaffen, begann damals der Ausbau des Dorfes auf neuen Siedlungsflächen und auf geteilten Bauernhöfen in der alten Dorflage. Die Gemeinde erwarb nach 1950 einen der alten Bauernhöfe im Dorfinneren, um eine Schule mit Lehrerhaus zu bauen. Während der folgenden Jahrzehnte erhielten auch viele Neubürger eine Heimstatt. Das neue Schulhaus wurde inzwischen zu einem Kindergarten, der Fachwerk-Wohnteil des Bauernhofes zum Feuerwehrhaus und der Hof- und Gartenbereich zu Kinderspielplätzen umgebaut. Durch Aufweitung der Straßenzüge und Auflockerung der neuen Baukörper entstand an Stelle der alten dörflichen Enge ein lebendiges Ortszentrum. Das Bauerndorf entwickelte sich zu einer Wohngemeinde mit Nähe zur Großstadt Hannover und umgeben von einer reizvollen Landschaft. Seit 1971 ist Northen eine Ortschaft der Stadt Gehrden mit derzeit gut 950 Einwohnern.