Aktuelles vom Ortsrat
© Claudia KierigHier finden Sie die aktuelle Meldung vom Ortsrat als PDF Datei zur Ansicht oder als Download.
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Die aktuelle Meldung vom 13.11. 2020 im Wortlaut:
Gedanken zum Volkstrauertag
Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Corona-Pandemie konnte leider noch nicht überwunden werden. Wie von vielen erwartet, sind zum Beginn der kalten Jahreszeit und nach der Ferienzeit die Ansteckungszahlen, vor allem aber auch die Anzahl der auf einer Intensivstation zu behandelnden Patientinnen und Patienten sprunghaft gestiegen. Damit stehen wir vor einer ähnlichen Situation wie im Frühjahr des Jahres. Um eine exponentielle Ausbreitung des Virus und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, sahen sich Bundes- und Landesregierung gezwungen weitgehende Einschränkungen der Kontakte im öffentlichen und privaten Bereich zu beschließen. Wir alle haben es durch ein verständnisvolles und umsichtiges Verhalten selbst in der Hand, die Ausbreitung des Virus zu verhindern und viel Leid zu vermeiden.
Bitte stehen Sie in dieser schwierigen Situation auch weiterhin hilfebedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zur Seite. Wer Hilfe benötigt, kann sich gern an meinen Vertreter Karl-Ludwig Zuther (Tel. 05108.3503) oder an mich (Tel. 05108/924747) wenden. Auch die Kirchengemeinden stehen für eine Unterstützung bereit.
Wegen der Beschränkungen muss leider auch unsere öffentliche Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in diesem Jahr entfallen. Die Feuerwehr Northen und der Ortsrat Northen werden am Sonntag Kränze am Ehrenmal niederlegen und mit einer Schweigeminute der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken. Uns als Ortsrat ist dieser Tag 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges so wichtig, dass wir auf diesem Wege Öffentlichkeit herstellen und Sie an dem Gedenken teilhaben lassen wollen. Dankenswerter Weise hat uns Herr Pastor Martin Funke von unserer Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Lenthe-Northen seine Gedanken zum Volkstrauertag 2020 zukommen lassen.
Pastor Martin Funke zum Volkstrauertag 2020
„Liebe Northenerinnen und Northener,
ich habe eine Vision - von einer Welt, in der jeder Mensch mit dem anderen in einer großen Menschengemeinschaft leben möchte und es nicht davon abhängig macht, wo er lebt, wo er oder seine Familie herkommt, was er glaubt und was er kann. Eine große Gemeinschaft vielfältiger und verschiedener Individuen der Gattung Homo sapiens, die sich doch in dem einen gleich sind: Sie sind Menschen, die sich gegenseitig gutes Leben wünschen, es einander ermöglichen und auch miteinander wagen. Haben Sie diese Vision auch?
Leider gibt es auch Menschen mit Visionen, die dieser genau entgegenstehen: Visionen von einer gespaltenen Menschheit. Einer Menschheit, aufgeteilt in die, die den richtigen, und die, die den falschen Glauben haben. Einer Menschheit, aufgeteilt in Nationen, in der jede für sich selbst kämpft und die andere zu übertreffen versucht, und wer in welcher Nation leben darf, darüber entscheidet seine Herkunft und sein wirtschaftlicher Nutzen für sie. Eine Menschheit, unterteilt in wirtschaftlich starke und nicht starke Nationen. Visionen von Menschen, sauber getrennt voneinander – wie in Schachteln einsortiert, und immer, wenn einer seine Schachtel verlässt, wird er zurückgetrieben, bis er entweder tot ist oder sie wieder erreicht hat.
Wo diese Visionen das menschliche Handeln bestimmen, hat das sichtbare Folgen: erstarkender Rassismus und Antisemitismus – wie zur Zeit in Deutschland, wachsender Nationalismus – wie momentan in vielen Ländern Europas, in den USA (auch nach der Präsidentenwahl) und auch anderswo in der Welt, gelebter Kolonialismus der westlichen Nationen auch 2020 und andere „Ismen“, die an vielen Orten der Welt Menschengemeinschaften spalten. Wo solche Visionen menschliches Handeln bestimmen, werden politische Abkommen und Bündnisse geschwächt oder aufgekündigt, wie wir es zuletzt erlebt haben, entstehen Entfremdung, Feindseligkeit und Konkurrenz unter Menschen sowie auch immer wieder Gewalt und Krieg. (Das war im letzten Jahrhundert auch der Grund für die beiden Weltkriege, an deren Opfer wir an diesem Sonntag, dem Volkstrauertag, wieder denken.)
Wo hingegen die Vision von einer Menschengemeinschaft das Handeln bestimmt, hat das auch sichtbare Folgen. Die kleinen Folgen sind Frieden und Glück im gemeinschaftlichen Miteinander zwischen Menschen verschiedener Herkunft, wie ich es in unseren Dörfern am Benther Berg erlebe, Flüchtlinge und Einheimische, die Kontakte und Freundschaften miteinander haben, dankbare und gut integrierte Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner, ein „schachtelfreies“ Denken, wie ich es erfreulicher Weise immer wieder bei Kindern und Jugendlichen feststelle. Die großen Folgen sind gute internationale Beziehungen zwischen Ländern und - weiter gedacht - auch die Möglichkeit, international wichtige Ziele zu verfolgen wie die gemeinsame Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihre Folgen, des Klimawandels, eine gemeinsame Flüchtlingspolitik sowie gemeinsame Standards für Wirtschaft und Handel.
Darum wünsche ich mir, dass wir uns - allem Widerstand zum Trotz - mit der Vision einer „schachtelfreien“ Menschengemeinschaft nicht entmutigen lassen, sondern weiter an ihr festhalten und unser Handeln nach ihr ausrichten. Darum möchte ich mit Ihnen gemeinsam ein gemeinschaftsförderndes Miteinander wagen zwischen verschiedenen Menschen in unserem Dorf und unserer Region, mich immer wieder neu bemühen um Begegnungen mit Menschen anderer Nationen und Religionen, in unserem Land ebenso wie auch einstehen für soziale Gerechtigkeit national und international. Mit Ihnen gemeinsam möchte ich den Glauben wachhalten, dass unsere Vision eine Chance hat sowohl in unserem Land als auch in unserer Welt - und wir nicht zuletzt - alle auch im Kleinen etwas dazu beitragen können. Auch manche kleinen Gesten können viel bewirken.
Mit diesen Gedanken zum diesjährigen Volkstrauertag und Friedensonntag grüße ich Sie alle herzlich und wünsche Ihnen allen eine gute Zeit, viel Kraft und Zuversicht jetzt unter den widrigen Umständen der Pandemie im dunklen November, viele ermutigende Gedanken, Gesundheit und Gottes Segen!
Ihr Pastor
Martin Funke“
Leider werden auch die weiteren Aktionen und Veranstaltungen des Ortsrats, wie z. B. die Weihnachtsfeier für die Seniorinnen und Senioren, in diesem Jahr entfallen müssen. Wir werden uns auch dafür eine der Pandemie-Lage angepasstes Format überlegen; genauso wie der diesjährige „Lebendige Adventskalender“ digital im Internet unter www.northen.de stattfindet. Besuchen Sie auch unseren neu eingerichteten Bücherschrank an der Ecke Brunnenstr./Goldener Winkel und suchen sich eine spannende, unterhaltsame oder informative Lektüre aus. Allen, die so zahlreich für die Anschaffung gespendet haben, danke ich an dieser Stelle recht herzlich!
Bleiben Sie gesund und schauen Sie voller Zuversicht auf die Advents- und Weihnachtszeit!
Herzliche Grüße
Ihr
Friedhelm Meier
Ortsbürgermeister